Warum im Lockdown jeder stricken sollte

Hand mit Strickzeug

Lockdown 2 ist in vollem Schwung und das ohne, dass wirklich klar ist, wann wir es uns leisten können, die Maßnahmen wieder herunterzufahren. Nach einiger Zeit in Selbstisolation stellt sich jedoch den meisten von uns die Frage- wie in aller Welt kann ich mich jetzt noch beschäftigen? Denn sein wir mal ehrlich – die meisten von uns haben sich im Laufe des Jahres betriebsam durch die Angebote verschiedenster Streaming-Plattformen gearbeitet oder generell jeglichen Content konsumiert, der es versprach, in irgendeiner Form Ablenkung zu verschaffen. Leider ist man allerdings irgendwann doch am Ende der Inhalte angekommen, die einen wirklich interessieren und ich habe für mich persönlich auch feststellen müssen, dass der ständige Konsum von Social Media und Co auf Dauer nicht sonderlich gut für die Psyche ist. Was also sonst tun?

Mein erster Impuls war es, mich wieder in irgendeiner Form kreativ beschäftigen zu wollen. Also habe ich meine Stricknadeln und Wolle aus der Schublade gekramt und losgelegt. Und siehe da – schon nach kurzer Zeit fühlte ich mich um einiges ruhiger und ausgeglichener. Diesen Effekt fand ich interessant und ich begann zu recherchieren, ob es vielleicht sogar Studien zu diesem Phänomen gibt. Nach kurzer Suche wurde ich fündig. Die gemeinnützige Organisation „Mental Health America“ listet in ihrem Artikel zu den gesundheitlichen Vorteilen von Stricken einige wissenschaftliche Studien. Die genannten Vorteile sind unter anderem eine blutdrucksenkende Wirkung, die Linderung von Depressionen und Angstzuständen, die Verlangsamung altersbedingten kognitiven Abbaus durch z. B. Demenz, die Ablenkung von chronischen Schmerzen und die allgemeine Verbesserung des persönlichen Wohlergehens. Hinzukommt, was gerade aktuell sehr relevant ist, dass Stricken Gefühle der Einsamkeit und Isolation lindern soll. Man sieht also – ich bin mit meiner verbesserten Stimmung nach dem Stricken nicht allein! Eine Studie von Jill Riley, Betsan Corkhill und Clare Morris, die im British Journal of Occupational Therapy veröffentlicht wurde, kam zu dem Schluss, dass Stricken signifikante psychologische und soziale Vorteile bereithält, die die Lebensqualität und das Wohlergehen steigern können. Sie stellen sogar fest, dass Stricken ein therapeutisches Potenzial hat, das weiter erforscht werden sollte.

Wir sehen also – jeder sollte stricken! Gerade jetzt gibt es uns genau das, was wir alle so dringend brauchen. Es gibt uns einen Weg, uns kreativ auszuleben und unsere Synapsen fit zu halten. Es verschafft uns einen Sinn von Errungenschaft, wenn man das fertige Stück in der Hand hält und ganz wichtig- man schafft es, sich für einen Augenblick auf den Moment im Hier und Jetzt zu konzentrieren und die Sorgen mal auszublenden.

In den kommenden Wochen habe ich mir vorgenommen mich weiter umzusehen, welche Aktivitäten uns gerade guttun und ich werde sie für euch austesten! Mal schauen, über welche interessanten Dinge ich so stolpere und wie gut sie in der Realität tatsächlich umsetzbar sind und funktionieren. Stricken behalte ich auf jeden Fall bei und wer weiß – vielleicht finde ich im Laufe der Wochen ja noch etwas Neues, mit dem ich vorher gar nicht gerechnet hätte!

Quellen
https://www.mhanational.org/blog/mental-health-benefits-knitting
https://www.washingtonpost.com/national/health-science/might-crafts-such-as-knitting-offer-long-term-health-benefits/2014/04/21/d05a8d40-c3ef-11e3-b574-f8748871856a_story.html
https://www.unboundmedicine.com/medline/citation/19367130/Managing_anxiety_in_eating_disorders_with_knitting_
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21677242/
https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.4276/030802213X13603244419077

Foto: Josephine W.

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