Automatisierung schafft und erhält Arbeitsplätze

IHK-Veranstaltung zur Zukunft von Produktionssystemen

In der Zukunft muss die industrielle Produktion flexibler auf Schwankungen reagieren können. Daher trafen sich in einer Gemeinschaftsveranstaltung der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsgemeinschaften e.V. (AiF) und der 16 Industrie- und Handelskammern in NRW am 9. September 2010 über 50 Industrievertreter im neuen Centrum Industrial IT (CIIT) in Lemgo. Sie informierten sich über Trends der intelligenten Produktion.

Alle Referenten waren sich einig: "Automatisierung vernichtet keine Arbeitsplätze." Ohne Automatisierung gäbe es hingegen viele Produktionszweige in Deutschland gar nicht mehr. Zukunftsweisende neue Industriezweige wie z.B. der erneuerbaren Energien wären nicht entstanden.

Roland Bent, Geschäftsführer bei Phoenix Contact in Blomberg, machte in seinem Vortrag klar, dass zukünftige Industrieproduktionen intelligentere Automatisierungskonzepte brauchen. Industrieanlagen müssten schnell an stark schwankende Auslastung angepasst werden können. Das habe nicht zuletzt die Wirtschaftskrise deutlich gemacht. Bent geht davon aus, dass sich kurze Konjunkturzyklen häufen werden und damit auch die Ausschläge nach oben und unten. Ein weiterer Trend sei die Individualisierung von Produkten, ohne die Kosten in die Höhe zu treiben. Das lasse sich nur realisieren, wenn man kleinste Stückzahlen günstig produzieren könne. Dafür müssten Produktionssysteme hochflexibel werden.

Wie das gehen könnte, daran arbeitet Prof. Dr. Jürgen Jasperneite vom Institut Industrial IT und Fraunhofer IOSB an der Hochschule OWL. Seine Vision ist die wandlungsfähige Produktion. "Dazu müssen Anlagen soweit modularisiert werden, dass die Module bei Produktionsschwankungen oder neuen Produkten bedarfsgerecht ausgetauscht werden können. Anstöpseln und ohne Anlagenstillstand mit der Produktion starten, das geht nur, wenn jedes Modul auch mit Komponenten verschiedenster Hersteller durch eine übergreifende Software miteinander kommunizieren kann," ist Prof. Dr. Jasperneite überzeugt. Im CIIT erprobt das Team um Prof. Dr. Jasperneite diesen Ansatz in einer Modellfabrik.

Ein Ansatz der schnellen und flexiblen Einbindung von Anlagenkomponenten ist die Nutzung von Funktechnologien statt Kabeln. Prof. Dr.-Ing. Jörg F. Wollert von der Hochschule Bochum machte sehr anschaulich klar, dass diese Technologie große Einsparpotenziale biete. "Die Physik setzt aber Grenzen, die man kennen sollte," betonte Wollert. Deswegen gebe es für jede Anwendung spezifische Funktechnologien. Sie könnten sich leider auch gegenseitig behindern, besonders wenn viele Daten transportiert würden. "Funk funktioniert dann besonders sicher, wenn der Abstand von Sender zu Empfänger möglichst kurz ist und keine Daten transportiert werden", schloss Wollert mit einem Schmunzeln.

Den Schlusspunkt setzte Gerd Hoppe von Beckhoff Automation aus Verl. Er zeigte, wie man mit PC-Technologie und einer übergreifenden Softwareplattform komplexe Anlagen hocheffizient steuern kann.

Bildunterschrift: v.l.n.r.: (vorne) Dr. Thomas Gräbener, Präsident der AiF, Andreas Henkel, Geschäftsführer der IHK Lippe, (hinten) Prof. Dr. Jürgen Jasperneite, Roland Bent, Gerd Hoppe und Prof. Dr. Jörg F. Wollert

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